Die Entwicklung des Duisburger Straßenbahnverkehrs

1880er - 1930er Jahre

Friedrichsplatz in Duisburg-Ruhrort. [1900]. Stadtarchiv Duisburg. Ruhrort, Verkehr, Nr.8

Im Zuge der Industrialisierung und der damit verbundenen Arbeitsmigration erlebte die Stadt Duisburg, an Rhein und Ruhr gelegen, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung. Über das Stadtgebiet verteilt entstanden u.a. zahlreiche Stahlwerke, Zechen, Betriebe der Metallverarbeitung und des Werkzeugbaus. Die wichtigsten Umschlagsplätze für Rohstoffe und Güter waren die Hafenanlagen in Duisburg und Ruhrort, die kontinuierlich ausgebaut wurden.

Trotz erster Bemühungen zum Aufbau von Arbeitersiedlungen in der Nähe der großen Werke, mussten viele Menschen längere Anfahrtswege in Kauf nehmen. Durch die wirtschaftliche Vernetzung des lokalen Raums wuchs zugleich das Bedürfnis nach Mobilität.

Die so genannte Pferdebahn in Duisburg-Ruhrort. Vor 1898. Stadtarchiv Duisburg. Duisburg, Verkehr D, Nr. 7.

Die Stadt Duisburg verhandelte mit den Berliner Bankiers August und Louis Lübke über den Ausbau einer so genannten „Pferdebahn“ zwischen Duisburg und dem nördlich gelegenen Ruhrort. Nachdem die Konzession und die Infrastruktur gebaut war, fand am 22.12.1881 die Jungfernfahrt und somit die feierliche Eröffnung der Strecke durch Duisburgs Oberbürgermeister Lehr statt. Die Waggons mit 14 Sitzplätzen wurden von Pferden gezogen, die jeweils nach drei Stunden getauscht wurden. Die Betreiber bemühten sich um einen festen Fahrplan im 15-Minuten Takt, der aber aufgrund der häufigen Entgleisungen und Überflutungen (wegen des schlechten Deichschutzes) nur selten eingehalten werden konnte.

Etwa zeitgleich mit der Ruhrorter Pferdebahn entstand eine weitere Bahnverbindung von der Duisburger Innenstadt über den Kaiserberg zur Monning - und ab 1887 bis nach Mülheim-Broich. Diese Stecke wurde ab 1882 mit einer Dampfbahn befahren. Im Jahr 1897 erfolgte die Umstellung auf einen elektrischen Antrieb; ein Jahr später elektrifizierte die Allgemeine Lokal- und Straßenbahngesellschaft Berlin auch die Strecke nach Ruhrort. Nachdem zwischenzeitlich auch eine Verbindung zwischen der Innenstadt und dem industriellen Stadtteil Hochfeld geschaffen worden war, umfasste das Duisburger Straßenbahnnetz Ende des 19. Jahrhunderts 21 km.

Königstraße/ Kuhtor, ca. 1935. Stadtarchiv Duisburg. Duisburg, Königstraße. Nr. 35.

Mit der Elektrifizierung der Straßenbahnlinien verkürzten sich die Fahrtzeiten und die Fahrgastzahlen stiegen stark an. Neue Linien entstanden nach Meiderich im Osten und nach Neudorf im Süden der Stadt. Die größte Neuerung im Liniennetz brachte die Verbindung nach Düsseldorf. Ab 1900 wurde die 24 km lange Strecke mit einer elektrischen Kleinbahn befahren; die Bahn verkehrte im 20-Minuten-Takt und benötigte eine Fahrzeit von 78 Minuten. Mit der Umstellung auf einen Schnellstraßenbahnbetrieb erhöhte sich die Fahrgeschwindigkeit von 25 km/h auf 40 km/h, später sogar auf 60 km/h. Bereits im ersten Jahr beförderte die Kleinbahn nach Düsseldorf 565.000 Passagiere; bis 1915 stiegen die Passagierzahlen auf einen Rekordwert von 5,3 Mio. In den 1920er Jahren wurde der Fuhrpark grundlegend modernisiert und optisch anspruchsvolle Fahrzeuge eingesetzt, zu denen auch ein Speisewagen zählte. Für die Bahnen entstand 1913 am Grunewald an der Düsseldorfer Straße ein zentrales Depot. In dem Ausbau und der Modernisierung der sogenannten „D-Bahn“ spiegelte sich die enge Vernetzung Duisburgs als Industriestandort mit Düsseldorf als Verwaltungszentrum für die Rhein-Ruhr-Region.

1930 hatte das Duisburger Straßenbahnnetz eine Gesamtlänge von 31 km; die Stadt war seit Gründung der am 1.1.1925 gegründeten Duisburger Straßenbahn GmbH mit 51 % Mehrheitsanteilseigner am Straßenbahnnetz. Die Straßenbahnen waren zu einem festen Bestandteil des Duisburger Stadtbildes geworden. Die Fotos aus den 1920er Jahren zeigen einen regen Straßenbahnverkehr vor allem auf der zentralen Königstraße als Verbindungslinie zwischen dem Hauptbahnhof und der Altstadt. Auch die wichtigen Einkaufsstraßen der Altstadt – vor allem die Beek- und die Münzstraße – wurden mit Straßenbahnlinien erschlossen. Spätestens in den 1930er Jahren entstanden an der Königstraße markante gemauerte Wartehäuschen. Ähnliche Wartehallen (mit öffentlichen Sanitärräumen) entstanden auch an anderen Umsteigestationen wie beispielsweise am Friedrichsplatz in Ruhrort. Für die D-Bahn wurde vor dem Duisburger Hauptbahnhof eine unterirdische Haltestelle eingerichtet, die optisch bereits an spätere U-Bahnhöfe erinnerte.

Die Geschichte der Straßenbahn

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