Die Straßenbahn im Permer Stadtbild

1900er - 1930er Jahre

Die Notwendigkeit, die Stadt Perm mit den Randbezirken zu verbinden, ist vor geraumer Zeit entstanden. Obwohl Motovilicha (heute einer der Stadtbezirke im Nordosten Perms) damals eine selbständige Siedlung war, fühlten sich die Bewohner Perms und Motovilichas eng verbunden. Die Egoschicha - Fabrik, aus der die Stadt Perm hervorgegangen ist, entwickelte sich mit dem Motovilicha – Kanonenwerk weiter. An einer anderen Seite der Stadt entstand ein Konglomerat aus dem riesigen E.A. Balashov-Werk und der gleichnamigen Siedlung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Lastfuhrwerke genutzt, die teuer waren und nur unregelmäßig verkehrten.

Die Binnenschifffahrt war noch nicht so weit entwickelt, die Schiffe wurden hauptsächlich als Lastkähne oder Ausflugsdampfer verwendet. Es kamen Zeiten, als auch die Eisenbahn die Bedürfnisse der Bürger nicht mehr befriedigte. Ein angenehmes und preiswertes Verkehrsmittel musste her – die elektrische Straßenbahn.

Die Verlegung der Straßenbahnschienen auf der Straße Kamskaya (heute Lifanowa Straße). Fotoreproduktion. 1960er Jahre. Stadtarchiv Perm. Bestand 1410. Verzeichnis 2. Akte 2627. Seite 1.

Als Initiator für die Einführung der Straßenbahn galt der Bürgermeister P. A. Rjabinin, der viele Dinge bewegt hatte: unter seiner Leitung sammelten die Mitarbeiter im Jahre 1908 Materialien über die Zweckmäßigkeit der Straßenbahn, von 1911 bis 1913 wurde die Planung erarbeitet. Rjabinin gelang es, die Genehmigung des Zaren einzuholen, auf dem englischen Börsenmarkt Obligationen in Höhe von rund 3,5 Millionen Rubeln zu erwerben.

Die Behauptung sowjetischer Wissenschaftler, dass vor der Revolution lediglich ein Straßenbahndepot im Stadtbezirk Razguljay gebaut wurde, ist nur eine halbe Wahrheit. Für die ersten erhaltenen Kredite in Höhe von 1.241.489 Rubel wurden kommunale Baumaßnahmen eingeleitet. In einem der Dokumente lesen wir: «das Unternehmen hat bereits große Investitionen getätigt, darunter verschiedenste Immobilien und Ausrüstung erworben». Für den Bau der Straßenbahn sind zum 22. Juni 1915 bereits 263.783 Rubel 70 Kopeken aufgewendet worden. Da die Straßenbahn elektrischen Strom benötigt, wurde bereits das bestehende Kraftwerk erweitert, darüber hinaus entstanden Abwasserkanäle und mit Kanalisation ein Wasserleitungsnetz. Gleichzeitig gab es andere Ursachen für finanzielle Aufwendungen: So wurden beispielsweise Kosten, die durch den Krieg 1915 verursacht wurden, in Höhe von 149.000 Rubeln aus dem Investitionsfonds für die Straßenbahn ausgeglichen. Die Ausgabe von Obligationen wird eingestellt, keine weiteren Bankgeschäfte getätigt. Somit ist die Möglichkeit, eine weitere Finanzierung aus England zu beziehen, ausgesetzt.

Nach Revolution und Kriegen nahm das junge Russland Kurs auf die Industrialisierung. Am 3. November 1927 wurde M. P. Ovchinnikov zum Vorsitzenden des Stadtrates gewählt – er realisierte den langjährigen Traum der Bewohner von der Straßenbahn. Die Planungen aus der Zeit vor der Revolution und die seinerzeit erworbene Ausrüstung bildeten die Grundlage für ein neues Projekt, für das nun Mittel aus dem Staatshaushalt beantragt wurden.

Arbeitergruppe in der Nähe von Straßenbahngleisen an der Lenina- sowie Dalnaya Straßen (heute die Hochryakov Str.). Probefahrt der Straßenbahn. 1930. Fotoreproduktion. Stadtarchiv Perm. Bestand 1410. Verzeichnis 2. Akte 2633. Seite 1.

Im Laufe der Bausaison im Jahre 1929 wurde eine Straßenbahnlinie vom Straßenbahndepot aus in zwei Richtungen errichtet: die eine bis zum Marktplatz in Motovilikha, die andere zur Krasnoufimskaya Straße (der heutigen ul.Kuibysheva). Anstelle von 10 km wurden 13 km Schienen verlegt. Die feierliche Eröffnung der Straßenbahnlinien erfolgte am 7. November. Und zur Eröffnung der ersten Straßenbahnlinien treffen in Perm Glückwünsche deutscher Arbeiter ein: Zum 12. Jahrestag der Proletarischen Revolution und zur Eröffnung der ersten Straßenbahn im Ural schicken Straßenbahnarbeiter aus Stuttgart einen revolutionären Gruß!

Die 1930er Jahre gelten als die aktivsten für den Ausbau des Straßenbahnnetzes. Zwei Bahnhöfe sowie mehrere Betriebe wurden an das Schienennetz angebunden: Der Betrieb Nr. 19 (Permskie motory, das Flugzeugmotorenwerk), der Dzerzhinskij-Maschinenbaubetrieb, das Eisenbahnschwellenwerk sowie das Holzverarbeitungskombinat "Roter Oktober" (die ehemalige Siedlung Balashova). Bis zum Jahre 1941 betrug die Länge des Schienennetzes 48 km (andere Quellen berichten von 44 km), der Wagenpark bestand aus 79 Einheiten.

Die Geschichte der Straßenbahn

in Duisburg und Perm Eine Fotodokumentation in schwarz-weiß. Die elektronische Ausstellung, die dem 90. Jahrestag der Permer Straßenbahn gewidmet ist.

Duisburg-Perm - Eine wachsende Zusammenarbeit